Was bringt einen Schwaben zu Kreisler?
Ist es die gemeinsame Erfahrung der Emigration – sei es ins neue York oder ins alte Bremen – die immer einen Bruch bedeutet, bei dem so manches zerbricht? Da kann man in Leid zerfließen, böse werden oder zubeißen oder auch alles zusammen: Man kann die Welt um sich kreislern lassen. Das ist die, wie Michael Rayher meint, beste Arznei gegen den Weltschmerz – mindestens dreimal täglich! Das Böse und Bittere wird musikalisch zur Mehlspeise überzuckert.
Welcher Mensch, der gut, Geld und Herzblut für die Fauna des Blocklandes (Eine typische „Bremensie“,eine Alternative wäre evtl. „des Stuttgarter Bahnhofsumfeldes“) opfern würde, hörte nicht gern von vergifteten Tauben und welche Menschin, die unermüdlich für Frauenrechte stritt, durchzöge nicht ein wohliger Schauder bei der Moritat vom Wiener Frauenmörder?
Wenn, wie Goethe meint, Resignation des Menschen höchste Möglichkeit ist: Kreislern kann dahin führen. Die zugehörigen Prisen schwarzen oder andersfarbigen Humors dosiert Michael Rayher, geboren 1959 – wie Hölderlin und Harald Schmidt aufgewachsen in Nürtingen (Schwabenländle) – gelernter Komponist und virtuoser Tastenjünger: Erleben Sie mit ihm Stunden donaumonarchischer Ambivalenz!“
Hubert Geissler